Die Wadoryu Geschichte von Shingo Ohgami, 7. Dan

Lasst uns in die Geschichte des Wadoryu zurückblicken, den Stil den wir heute trainieren. Wadoryu- Karate wurde verhätnismässig spät von Osensei (Grossmeister) Hironori Ohtsuka gegründet. Ohtsuka trainierte in seiner Schulzeit Yoshinryu Jujutsu beim Meister Nakayama Tsasusaburo (auch Kendolehrer, lebte von 1870-1933). In seiner Studienzeit an der Waseda Universität in Tokio übte er bei diversen Meistern Jujutsu. Unter anderem wurde er zwischen 1919 und 1921 von Kanaya Motoo in Yoshin Koryu Jujutsu unterrichtet. Ohtsuka begann 1922, nach der Ankunft von Gichin Funakoshi (Gründer des Shotokan Stils, 1868-1957)aus Okinawa, bei ihm das Karatetraining. Er übte ebenfalls bei Mobuni Kenawa, Gründer des Shitoryu Karate. Kenawa lebte zwischen 1928 und 1929 in Tokio. Von Mobuto Choki lernte Ohtsuka die Kata Naifanchi. Gemäss Nachforschungen von Shingo Ohgami (7.Dan Wadoryu, Chefinstruktor Schweden), übte Ohtsuka bis 1935 bei meister Funakoshi. Zusammenfassend erkennt man, dass der Wadoryu-Stil aus den okinawischen Karate entstand mit einer "geistigen" Beeinflussung aus dem Jujuzu und Kendo.

1934 Im Jahre 1934 gründete Ohtsuka seine eigene Schule unter dem Namen Dai Nippon Karate Shinko Club (Dai=gross, Nippon=Karate, Shinko=Bestätigung). Dies wird als ursprüngliche Gründung des Wadoryu angesehen. Im August 1999 wurde am Wado World Cup in Tokyo das 65Jährige bestehen des Stils gefeiert.
1935 wurde das Buch "Karate-Do Kyohan" von Gichin Funakoshi herausgegeben. Dies war das dritte Buch des Meisters nach "Ryukyu Kempo Karate" 1922 und "Rentan Goshin Karatejujutsu" 1925. In diesem Buch ist Ohtsuka bei einigen Partnerübungen zu sehen. Auf dem Foto rechts ist Ohtsuka zum ersten mal offiziell abgebildet.
1938 Die Dai Nippon Karate Shinbukai (frei übersetzt: Grosse japanische Karateförderungs- Vereinigung) entsteht. Ohtsuka Hironori ist der Chefinstruktor, der Vorsitzende ist Eriguchi Eiichi. Die Überlieferung sagt dass Eruguchi der Namensgeber des Wadoryu war.
1938 Nakasone Genwa schrieb ein gigantisches Buch mit dem Titel "Karatedo Taikan" (414 Seiten). Ohtsuka zeigt darin sieben Tantodori Techniken, dies sind Messerabwehren , im Buch werden sie Tanken-Tori-Omote genannt. Als Partener figuriert Kato Toshi. Die Fotos rechts zeigen Udegarami-dori.
1940 Wadoryu wird aufgrund einer Demonstration der budokünste im Butokai, Kyoto registriert. Zur selben Zeit wie Shotokanryu, Shitoryu und Gojoryu. Dies war das erste mal dass die Stilbezeichnung Wadoryu auftrat. Unten ist der Auszug aus der Registrierstelle zu sehen. Die technische Registrierung unterscheidet sich wesentlich von den heutigen Ausführungen. Dieser Schritt war aber nötig um im japanischen Bujutsu als Stil akzeptiert zu werden.
1941-1945 Japan ist im 2. Weltkrieg involviert. Alle Karateaktivitäten minimieren sich.
1948 Die Zen Nippon Karate Renmei (ZNKR-All Japan Karate Federation) wurde gegründet. Wado war der einzige Stil in dieser Organisation. In der gleichen Zeit organisierte sich der Shotokanryu in der Japan Karate Assoiation (JKA). Die beide Organisationen arbeiteten unabhängig von einander.
1955 "Karatejutsu no Kenkyu" (Kenkyu=Studium) wurde basierend auf dem Buch "Karatejutsu Oboegai" (Oboegai=Memorandum, 1949 vom Tokyo University Karate Club) veröffentlicht. Es beschreibt neun Wadoryu Katas. Diese Publikation diente Ohtsuka als Vorlage für die Veröffentlichung von "Karatedo Vol1" Das ZNKR startet mit Informationsbulletins für seine Mitglieder. Der Verfasser war Generalsekretär Ishizuka Akira.
1964 startete offiziell die all Style Zen Nippon Karate Renmei (FAJKO). Keine private Organisation durfte mehr den Namen All Japan verwenden. Die Wadokai Organisation änderte den Namen in FAJKO Wadokai, wird heute JKF Wadokai (Japan Karate Federation Wadokai) genannt. Wadokai arbeitet eng mit der JKF zusammen, das offizielle Organ in Japan.
1970 "Karatedo Vol.1" von Ohtsuka wird herausgegeben. Er stellt neun Wado-Katas (Pinan-5, Naifanchi, Seishan, Kushanku and Chinto). Ohtsuka erklärt, dass Wadokai diese neun Katas beinhaltet und keine mehr. Gemäss Shingo Ohgamis Meinung sind neun Katas genug wenn sie gründlich geübt werden. Anhand dieses Buches wurden die neun Katas standartisiert. Einige europäische Instruktoren zeigen weitere Katas (Bassai, Jion, Jitte, Niseishi and Rohai), dies sind aber keine offiziellen Waroryu Katas. Vermutlich wurden diese Katas aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den anderen Stilrichtungen eingeführt. Das führt aber nur zu "turbolenzen" bei den Wado-Katas. In manchen FEW Wettkämpfen kann man vier oder fünf verschiedene Formen der Bassai sehen, heutzutage sind die Katas standardisiert.
1981 Einige Monate vor Ohtsukas`s Tod, spaltete sich eine Gruppe unter der Führung von seinem Sohn Jiro von ihm ab. Die Gruppen nennt sich Wadoryu Renmei. In Japan werden als private Gruppe angesehen.
1989 Eine weitere Absplittung vom Wadoryu Renmei ereignet sich. Suzuki Tatsuo gründet in London die International Wadoryu Federation. Wadoryu Karate ist in drei Gruppen gespalten. Wadokai ist die weit grösste Organisation und Mitglied der JKF. Wadokai arbeitet eng mit der JKF und der WKF (World Karate Federation) zusammen.
1994 Wado World Cup im Budokan Tokio
1999 Wado World Cup im Budokan Tokio
2006 Wado World Cup im Budokan, Tokio
2008 Wado World Cup in Vancouver, Canada

Wadoryu Katas und deren Beeinflussung

Pinan Shodan, Nidan, Sandan, Yondan, Godan
(Ohtsuka lernte die Pinan Katas von Funakoshi - Funakoshi nannte sie Pinan Sensei, aber aufgezählt nach Mabuni und mit einigen Ideen aus dem Shindo Yoshinryu.)

Beeinflussung: Funakoshi, Mabuni

Naifanchi
(Ohtsuka sagt er habe Motobus Naifanchi übernommen. Es gibt einige geringfügige Unterschiede zur Naifanchi. von Motobus )
Beeinflussung: Motobu

Seishan
(Es ist offensichtlich, dass Ohtsuka die Shotokan Seishan (heute Hangetsu) übernommen hat. In keinem anderem Stil wird die Seishan auf diese Weise ausgeführt.)
Beeinflussung: Funakoshi

Kushanku
Beeinflussung: Funakoshi, Mabuni

Chinto
(Kushanku und Chinto sind im Shitoryu and Shotokan ähnlich. Diese sollten als Itosu Kushanku und Itosu Chinto eingestuft werden.)
Beeinflussung: Funakoshi, Mabuni

Bassai
(Bassai Kata des Shitoryu, Shotokan und Wadoryu sind im selben Einfluss - Itosu Bassai. Aber die Wado Bassai stammt direk vom Shotokan ab.)
Beeinflussung: Funakoshi

Jion, Jitte
(Jitte, Jion und Jiin scheinen Katas des selben Typs zu sein. Die Katas sind im Shitoryu und Shotokan ähnlich.)
Funakoshi, Mabuni

Niseishi
(Ohtsuka hat vermutlich die Niseishi zuerst von Funakoshi gelernt, sie dann aber dem Shitoryu angepasst.)
Beeinflussung: Mabuni

Rohai
(Das ist eine Itosu Rohai. Die Wado Rohai ist die Rohai Shodan, weil die Shotokan Meikyo die Rohai Nidan ist.)
Beeinflussung: Mabuni

Wanshu
(Es ist möglich, dass Ohtsuka Funakoshi`s Variante nicht änderte.)
Beeinflussung: Funakoshi


Hironori Otsuka
1892 - 1982
Stilbegründer des Wado Ryu

"Schule für den Weg des
Friedens und der Harmonie".
Eine der vier grossen Karatestile in Japan. Wurde 1939 von Otsuka, einem Schüler Funakoshis, gegründet. Zeichnet sich durch kurze Schritte, geringerer Endspannung und schnelle Bewegungsfolgen aus. Viele Kata gleichen denen des Shotokan, jedoch wurden ihre ursprünglichen, z.T. chinesischen Namen beibehalten

Wado-Ryu Karate stellt eine Kombination japanischer Kampfkünste (Yagyu Kenjutsu, Yoshinryu Jiu-Jitsu Kempo) mit dem aus Okinawa stammenden Karate dar, das Otsuka Sensei von Funakoshi Sensei, Mabuni Sensei und Motobu Sensei lernte. Das technische Repertoire der Stilrichtung umfasst daher aus dem Jiu-Jitsu Techniken wie Hebel und Würfe und aus dem Karate Tritte, Blocks, Schläge und Stösse.
Der Name Wado-Ryu (Wa = Frieden; Do = Weg; Ryu = Schule) zeigt an, dass sich diese Kampfkunst als Teil der japanischen Do-Künste versteht, deren Übungsziel der innere Frieden für den einzelnen und damit letztendlich für die Gesellschaft ist. Die dem Wado-Ryu zugrunde liegenden Bewegungsprinzipien, wie z.B. Ausweichen und Mitführen der gegnerischen Technik bei einem Angriff, Eindringen in den Angreifer und Kontrolle des Gegners sowie fliessende Übergänge zwischen den einzelnen Techniken, sind denen der anderen japanischen Budokünste wie Kendo, Judo oder Aikido verwandt. Technisch lässt sich Wado-Ryu wie folgt beschreiben:

Kampfführung und Technikausführung erfolgen möglichst rationell, wobei folgende Prämissen gelten: keine falsche und überflüssige Technik keine überflüssige Bewegung kein überflüssiger Kraftaufwand. Es wird grösstmögliche Mobilität angestrebt, was sich unter anderem darin zeigt, dass man versucht, den Körperschwerpunkt dauernd zu kontrollieren, wobei die Stellungen im Vergleich zu anderen Stilen relativ hoch und kurz sind, um auf Angriffe aus allen Richtungen reagieren zu können. Abwehr bzw. Angriff und Positionsveränderung erfolgen gleichzeitig, so dass kein Zeitverlust eintritt, wobei die Kontertechniken immer auf vitale Punkte (Tsubo) des Angreifers gerichtet sind.
Im Wado-Ryu wurden ursprünglich folgende Kata gelehrt: Pinan 1 - 5, Kushanku, Naihanchi, Seishan und Chinto. Heute werden daneben noch weitere Kata wie z.B. Bassai, Wanshu, Jion, Jitte, Rohai und Niseishi geübt.

Weitere wichtige Übungsformen im Wado-Ryu sind: Tantodori (Messerabwehr), Kihonkumite, Tachidori (Schwertabwehr) und Idori (Abwehr in Seiza gegen verschiedene Angriffe).
Durch das Engagement vieler japanischer Lehrer ist Wado-Ryu heute eine der verbreitetsten Stilrichtungen auf der Welt. Stellvertretend für die zahlreichen japanischen Wado-Ryu-Karateka, die in den letzten dreissig Jahren in Europa Wado-Ryu unterrichteten bzw. unterrichten, sei kurz die Arbeit einiger Lehrer geschildert:
Sensei Suzuki (8. Dan; Hanshi) liess sich 1965 in London nieder, um Karate zu unterrichten. Seitdem erteilt er Karateunterricht in ganz Europa und hat massgeblich die Arbeit in der Federation of European Wado-Kai (= Dachorganisation der europaischen Wado-Ryu-Karate-Verbände) beeinflusst. Vor einigen Jahren trennte sich Sensei Suzuki vom europäischen Wado-Kai und gründete seinen eigenen Karatestil Suzuki-Ha-Wado-Ryu.
Sensei Kono (8. Dan Hanshi) blieb 1965 zunächst einige Monate in Grossbritannien und ging dann in die Niederlande, wo er im selben Jahr die Dutch Wado-Kai Federation gründete. Seit 1970 lebt er in Deutschland und hat hier die Entwicklung des Wado-Ryu zusammen mit Imai Sensei (6. Dan Kyoshi) entscheidend vorangebracht. Ausserdem wurde durch ihn die Verbreitung des Wado-Ryu in Osteuropa insbesondere im ehemaligen Jugoslawien gefördert.
Sensei Shiomitsu (8. Dan Hanshi) wurde 1965 persönlicher Assistent von Herrn Suzuki und unterrichtete Wado-Ryu weltweit. Auch er bekleidete jahrelang eine führende Position im europäischen Wado-Kai und lebt in England. Seit einigen Jahren ist er Cheftrainer einer eigenen Organisation der Wado-Ryu Karate-Do Academy. Shiomitsu Sensei arbeitet mit Hironori Othsuka II, dem Sohn des Stilgründers eng zusammen und unterrichtet Wado-Ryu-Karate in vielen Ländern der Welt, u.a. auch in Deutschland.
Sensei Ohgami (7.Dan) lebt und unterrichtet seit 30 Jahren in Schweden.
Auf der Basis der Unterrichtstätigkeit der japanischen Lehrer hat sich das Wado-Ryu-Karate in Europa hervorragend entwickelt, was sich zum einen in den zahlreichen Wettkampferfolgen auf europäischer und Weltebene widerspiegelt, zum anderen aber auch in der wachsenden Anzahl guter europäischer Wado-Ryu-Lehrer. Als Beispiel sei hier Sensei Zwartjes (7. Dan) genannt. Er ist Mitglied der technischen Kommission der WKF und als ehemaliger Nationalcoach der Niederlande einer der erfolgreichsten Trainer der Welt.

Seit dem Tod von Sensei Kono hat sich die Situation um eine Teilung des Wado Ryu verschärft. Es entstanden zahlreiche Splittergruppierungen in Europa. Durch Sensei Ohgami ist jedoch ein Anschluss an die Japan Wado Kai gewährleistet.

Dieses japanische Wort bedeutet:

Karate ist ohne Angriff.

Karate ist kein aggressiver, sondern ein defensiver Sport. Der gute Karateka greift im Leben nie zuerst an - nicht nur beim Sport, sondern in allen Lebenslagen. Er hat sich diesen Grundsatz als Teil seiner geistigen Grundeinsteilung zu eigen gemacht. Hierzu bedarf es vieler Jahre intensiven Trainings und steter Arbeit an sich selbst.

Zu dieser Einstellung gehört ein höfliches und zuvorkommendes Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen und Achtung vor seinen Lehrern. Das korrekte Verhalten im Dojo ist Ausdruck dieses Vorsatzes.

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